10.06.2022
Resolution "Für die Elbe" des Elbekirchentages in Lenzen (Elbe)

"Wir, der evangelische Kirchenkreis Prignitz und die Unterzeichnenden des Elbe-Kirchentags, fordern die Verantwortlichen in Bund und Ländern auf, die Elbe und ihre Auen als Teil der Schöpfung mit all ihren Ökosystem-Leistungen und als Erholungsraum zu schützen und zu bewahren. Die Auen brauchen wieder mehr Raum, das Buhnenkorsett muss aufgeschnürt,...."

Begründung:

Die auf fast 600 Kilometern von der tschechischen Grenze bis Geesthacht freifließende Elbe und ihre Auen gehören zu den letzten naturnahen Flusslandschaften Europas. Sie sind ein einzigartiger Teil der Schöpfung und liefern viele kostenlose Leistungen für die Menschen an ihren Ufern. Die Auen reinigen Wasser, speichern ähnlich wie Moore das Klimagas CO2, bieten Raum für Hochwasser, sind Hort vieler seltener Pflanzen und Tiere. Die ursprüngliche Auen-Landschaft ist die Basis für den wichtigen Wirtschaftsfaktor der Region, den Naturtourismus. Dieses Naturerbe muss zu unserem Wohl geschützt werden. Doch die Elbe, ihre Auen und damit die Artenvielfalt stehen unter Druck und sind in einem besorgniserregenden Zustand. Die Trockenheit als Folge des Klimawandels setzt Auen und seltenen Lebensräumen zu. Die kontinuierliche Einengung der Elbe, um den Fluss als Wasserstraße zu vertiefen, treibt die Tiefenerosion weiter voran und verstärkt somit die Folgen des Klimawandels. Obwohl die Gütertransporte in den letzten 20 Jahren um 90 Prozent auf weniger als 0,2 Millionen Tonnen zurückgegangen sind, hat die Elbe als Wasserstraße bislang immer noch oberste Priorität. Das neue deutsch-tschechische Regierungsabkommen vom 20.7.2021 zur „Binnenwasserstraße Elbe“ stellt die Belange der Schifffahrt in den Vordergrund. Tschechien erwartet, dass bis 2030 die Schiffbarkeit auf der deutschen Elbe bis Hamburg an 340 Tagen im Jahr bei einer Fahrrinnentiefe von mindestens 1,40 Meter erreicht wird - eine Steilvorlage für Tschechien, die seit langem geplante Staustufe nahe der deutschen Grenze doch noch umzusetzen. Das widerspricht den Vereinbarungen des Gesamtkonzeptes Elbe aus dem Jahr 2017, nach dem Naturschutz und Schifffahrt gleichberechtigt behandelt werden sollen. Damit wird der Druck, die noch freifließende Elbe weiter einzuengen und auszubauen, enorm erhöht, obwohl unklar ist, wie das verkehrliche Ziel unter Einhaltung der Natur- und Umweltziele erreicht werden kann. Mit dem Klimawandel nehmen extreme Trockenheit und Hochwasserereignisse zu; die Bedingungen für die Güterschifffahrt verschlechtern sich noch weiter.

Antragsteller: Evangelischer Kirchenkreis Prignitz

Adressaten: Die Ministerinnen und Minister für Umwelt und Verkehr der Bundesrepublik Deutschland, der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg sowie die Umweltbeauftragten der Landeskirchen entlang der Elbe