Für mehr Gerechtigkeit und Frieden

Impulse und Handlungsempfehlungen aus dem Diskussionsprozess „Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens werden“

Impulspapier "Auf dem Weg der
Gerechtigkeit und des Friedens"

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland versteht sich sowohl aus ihrer Geschichte wie auch mit ihrer Verfassung als eine Kirche auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens.

Sagen wir Gerechtigkeit und Frieden, dann sind wir uns sicher schnell einig. Gerechtigkeit und Frieden wollen wir alle. Doch was bedeutet Gerechtigkeit? Was ist Frieden? Und was braucht es, damit beides verwirklicht werden kann?

In unserer Landeskirche wurden diese Fragen in den vergangen beiden Jahren sehr intensiv diskutiert. Viele Menschen kamen seit April 2021 bei Veranstaltungen in Gemeinden, zu Tagungen, Synoden und Konventen zusammen, um ihre Erfahrungen miteinander zu teilen. Konkret wurde sich zum Beispiel darüber ausgetauscht, welche Friedensspiritualität unsere Kirche prägen soll und wie diese in Andachten und Gottesdiensten erfahrbar werden kann? Es wurde gefragt, wir mit Konflikten umgehen und welche Veränderungsprozesse es in unserer Kirche braucht? Wie sollten Diskursräume gestaltet werden, um unterschiedliche Positionen ins Gespräch zu bringen? Es ging um Ausschlussmechanismen oder ungleiche Zugangschancen. Was kann getan werden, um diese abzubauen und eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen.

Im Ergebnis der vielen Gespräche und Diskussionen entstand ein Impulspapier mit verschiedenen Handlungsempfehlungen und Anregungen zur weiteren Diskussion, welche konkreten Schritte gegangen werden können. Für mehr Gerechtigkeit und Frieden unter uns Menschen, in unserer Kirche, mit der Schöpfung.

Das Impulspapier enthält die Ergebnisse der verschiedenen synodalen Arbeitsgruppen zu den jeweiligen Kapiteln des der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am 20. April 2023 vorgelegten Diskussionspapiers „Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens werden“. Die synodalen Arbeitsgruppen geben damit allen landeskirchlichen Ebenen und Institutionen Handlungsempfehlungen. Der vorliegende Text will zur weiteren Diskussion anregen und zur Umsetzung ermutigen.

 


Die EKM auf dem „Lernweg Kirche des gerechten Friedens“ zu werden - Eine Einladung zum Diskussionsprozess

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland möchte den Weg „Kirche des gerechten Friedens werden“ weitergehen. „Die Sehnsucht nach dem gerechten Frieden, so radikal, wie ihn Jesus Christus verkündet, ruft uns als Kirche auf einen Pilgerweg, den wir als Lernweg verstehen. Diese Sehnsucht verbindet uns mit Menschen hier und weltweit.“ So formulierte es die III. Landessynode der EKM in Ihrem Beschluss am 18. April 2021.

Bis zum Frühjahr 2023 gab es einen breiten Diskussionsprozess, mit dem Ziel konkrete Handlungsempfehlungen und Verantwortlichkeiten für deren Umsetzung zu benennen. Dabei fagten wir in der EKM neu nach der biblischen Friedensbotschaft. Die Gemeinden, Kirchenkreise, Einrichtungen und Werken waren eingeladen, sich auf einen Lernweg zu begeben und darüber ins Gespräch zu kommen, was heute und morgen dem gerechten Frieden dient.

Für diesen Prozess wurde das Diskussionspapier „Kirche des Gerechten Friedens werden“ erarbeitet. Dieses gab Impulse für den Austausch. Es wurden verschiedene Dimensionen benannt, welche auf dem Weg zu einer Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens in den Blick zu nehmen sind. In dem Diskussionspapier wurden Thesen formuliert und einige konkrete Handlungsempfehlungen genannt.

So war jede und jeder Interessierte gebeten, den vorgelegte Text „Kirche des gerechten Friedens werden“ mitzudiskutieren, z.B. bei Veranstaltungen, Konventen oder Gesprächskreisen und konkrete Rückmeldungen zu geben. Das Diskussionspapier „Kirche des gerechten Friedens werden“ steht auch unter:

https://gerechterfriede.pti-ekmd.de

zur Verfügung. Hier kann der Text gleich online kommentiert, auf Kommentare reagiert oder Handlungsempfehlungen zur Diskussion gestellt werden.

 


„Auf dem Weg zu einer Kirche der Gerechtigkeit und des Friedens“

Dies was das Schwerpunktthema der EKD-Synode 2019.

 

Dem ging ein zweijähriger Diskussions- und Konsultationsprozess voraus, in dem danach gefragt wurde: Was kann die Kirche zum Frieden in der Welt beitragen? Wie friedvoll ist die Kirche selbst?

 

In der von der EKD-Synode beschlossenen Kundgebung wird die Bedeutung der Klimagerechtigkeit für den Frieden in der Welt in den Vordergrund gestellt. Die Kundgebung hält an dem Grundsatz der christlichen Friedensethik fest, zivilen und gewaltfreien Mitteln der Konfliktlösung den Vorrang zu geben vor militärischen Lösungen. Auch fordert die Synode die Bundesregierung auf, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungszusammenarbeit auszugeben und die Klimaschutzziele aus dem Pariser Abkommen umzusetzen. Friedensbemühungen auf europäischer Ebene sollen stärker unterstützt werden. Zudem verweist die Kundgebung auch auf die Verpflichtung zum eigenen Friedenshandeln der Kirchen.

Hier der vollständige Text der Kundgebung „Kirche auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens“
 


Im Folgenden ein Auszug eines Kommentars zum einführenden Teil der Kundgebung von
Lutz Krügener (Referent für Friedensarbeit, Landeskirche Hannover) und
Pfarrer i.R. Eberhard Bürger (Versöhnungsbund, Magdeburg):

„Als Christinnen und Christen, die sich im Gottesdienst und im Gebet in den Frieden Gottes stellen, haben wir Anteil an der Friedensbewegung Gottes in diese Welt hinein. Sie bildet den Ausgangspunkt und den Kern der Friedenstheologie und -ethik, die wir als christliche Kirchen in das Ringen um den Frieden in der Welt einbringen.“

LK: Frieden ist einerseits Querschnittsaufgabe mit Impulsen für Gemeinden, Einrichtungen und nach „außen“, andererseits braucht Frieden Spezialisten (Friedensbeauftragte), um eine qualifizierte Friedensarbeit zu leisten.

EB: Der Hausener Friedenskreis der EKM weist darauf hin, dass im Bereich der EKD eine Friedenstheologie außer der Martin Luthers nicht existiert und doch dringend erforderlich ist.

„Der Friede Gottes ist umfassend; unsere Umsetzungen sind partikular. Gottes Frieden umfasst ein Leben in Würde, den Schutz vor Gewalt, die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen, den Abbau von Ungerechtigkeit und Not, die Stärkung von Recht, Freiheit und kultureller Vielfalt.“

LK: Von einem umfassenden Friedensbegriff aus (biblischer Schalom; gerechter Frieden) ist eine stärkere Zusammenschau von Gerechtigkeit – Frieden – Bewahrung der Schöpfung nötig, beispielsweise durch die Zusammenarbeit verschiedener Bereiche und Abteilungen (Umweltarbeit – Frieden…). Das Thema Klima und Militär muss neu in den Fokus rücken.

EB: Zwischen Selbstüberschätzung, Gleichgültigkeit und Ohnmacht suchen wir zusammen mit anderen (Dialoge!) unsere spezifischen Möglichkeiten, aufgrund unseres Weges in der Nachfolge Jesu, unseren Begabungen und Kräften sowie der jeweiligen Situation unsere Teil- Macht, die wir jetzt und hier einbringen können („Umsetzungen“).

Der Friede Gottes umfasst gewiss weitaus mehr als hier beschrieben: „Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne bei Jesus Christus…“

„Diese Differenz wehrt jeder Sakralisierung politischer Positionen, auch unserer eigenen. Sie begrenzt unsere menschlichen Auseinandersetzungen heilsam. Sie fördert nüchterne Unterscheidungen und ermöglicht Selbstkritik und Gelassenheit.“

LK: Wir wissen um die eigene Begrenzung, dies hilft der Abwehr jeglichen Fundamentalismus und ermöglicht das Eingeständnis eigener Fehler. Gerechter Friede ist immer ein Prozess.

EB: Dietrich Bonhoeffer beschreibt in seinem Taufbrief von 1944 aus dem Gefängnis, wie er Christsein in Zukunft versteht: „Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen.“ Dieses Zitat ist weithin bekannt und beschreibt das Leben von Christen als ein ausgesprochen aktives.

Weniger bekannt ist die folgende Ergänzung, die gerade für mich als älteren Menschen, der auch das Loslassen und in die 2.-Reihe-Treten neu lernen muss. Dietrich Bonhoeffer fügt die Ergänzung im selben Taufbrief nur wenige Zeilen später ein: „ … es wird Menschen geben, die beten und das Gerechte tun und auf Gottes Zeit warten.“ Waren ihm selbst doch im Gefängnis „alle Hände gebunden“, so gehört auch das aktive Warten, Hoffen mit zum Friedenshandeln.

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Den vollständigen Kommentar finden Sie hier.

 


 

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