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"Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat." Ps 95, 6

Unser Wochenpsalm fordert uns auf, anzubeten, zu knien und niederzufallen vor Gott. Für die meisten von uns ist die kniende Gebetshaltung ungewohnt. Wir stehen beim Beten oder bleiben gleich sitzen. Knien ist unbequem.

Im Alltag knie ich mich hin, wenn ich etwas suchen oder den Fußboden schruppen muss. Knien ist mühsam.

Sonst gehen wir ungern in die Knie. Die kniende Haltung kann als Zeichen der Schwäche und Unterwürfigkeit gesehen werden. „Er ist in die Knie gegangen“ steht für verlieren, nachgeben müssen. Wer will so beten?

Manchmal knie ich aber auch nieder, wenn ich mich etwas nähern will, was weiter unten ist: einem Kind, einem Menschen im Rollstuhl, einem Maiglöckchen, einer Katze. Ganz unwillkürlich beuge ich meine Knie, damit ich ihnen näher sein kann, genauer sehen, hören, fühlen, riechen, ja begreifen kann. Manchmal ist das, was ich so entdecke, dann so schön und bewegend, dass mir die Knie weich werden oder dass ich sage: „Da könnte ich mich reinknien!“

Der Sonntag Rogate wird in vielen Gemeinden unserer Kirche als Partnerschaftssonntag gefeiert. Auch bei der Begegnung mit Partnern aus andern Ländern Europas, aus Tansania oder den USA (um nur die Gebiete zu nennen, mit denen die EKM offizielle Partnerschaften pflegt) ist Annäherung nötig, auch Neugierde, Entdeckerlust und manchmal das Suchen nach einer gemeinsamen Ebene. Und manchmal werden da Knie weich vor Rührung und gegenseitiger Anteilnahme.

In manchen der Partnerkirchen können wir erleben, dass beim Beten ganz selbstverständlich gekniet wird.

Ich lade Sie ein, diesen Sonntag beim Beten einmal zu knien. So sind Sie in der Gebetshaltung mit einigen unserer Geschwister im Glauben verbunden. Vielleicht entdecken Sie auch etwas beim knienden Beten, beim betenden Knien. Vielleicht fühlen Sie sich Gott näher, der sich denen zuwendet, die unten sind, und der uns alle gemacht hat.

Pastorin Charlotte Kalthoff, Partnerschaftsreferentin der EKM