03.06.2025
Besuch beim Kirchentag in Finnland
„Luo ja varjele“ – „Schöpfe und bewahre“ lautete der Titel des finnischen Kirchentags vom 23. bis 25. Mai 2025 in Seinajöki, Mittelfinnland. Es handelt sich um ein Wortspiel. Denn „Luoja varjele“ gelesen, bedeutet es „Schöpfer bewahre!“ Es ist also gleichzeitig Handlungsaufforderung und Gebet – je nach Lesart. Dank einer langen Partnerschaft der Ev. Kirche in Mitteldeutschland (EKM) mit der mittelfinnischen Diözese Lapua, die schon zu DDR-Zeiten ihren Anfang nahm, war Dr. Annika Schreiter als Vertreterin der EKM dort zu Gast.
Wenn man gerade vom Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover mit 150.000 Besucher:innen kommt, erscheint der finnische Kirchentag in Seinäjoki natürlich viel kleiner. Um die 7.000 Menschen waren dort. Führt man sich jedoch vor Augen, dass Finnland nur 5,5 Millionen Einwohner hat, ist diese Zahl beachtlich.
Viele der Themen, die auf dem finnischen Kirchentag verhandelt wurden, sind nur allzu bekannt. Zwar sind mehr als 60% der finnischen Bevölkerung Mitglied der Evangelischen Kirche, was ihr gesellschaftlich eine ganz andere Position verleiht als den Ev. Kirchen in Deutschland. Dennoch sind die Probleme mit sinkenden Mitgliedszahlen dieselben. Viele Austritte, eine alternde Bevölkerung und immer weniger Taufen gehören zu den Gründen. Kleiner werden, hauptamtliche Strukturen verschlanken und dennoch weiter die gute Nachricht in die Welt tragen ist also auch die Herausforderung, vor der die finnische Partnerdiözese steht.
Auch wurde diskutiert, wie politisch Kirche sein darf bzw. muss und wie sie sich zur Parteienlandschaft verhält – eine Diskussion, die ja auch in Deutschland gerade wieder aufkam und auf dem Kirchentag verhandelt wurde. In Finnland ist mit den „Wahren Finnen“ eine rechtspopulistische Partei Teil der Regierung. Die Finanzministerin, die zu dieser Partei gehört, war zu einem Podiumsgespräch zum Thema „der Wert des Lebens“ eingeladen. Hier zeigte sich recht gut, wie die finnische Kirche sich positioniert: gesprächsbereit und trotzdem klar in ihrer christlichen Haltung, die die Würde des Menschen und das Evangelium in den Mittelpunkt stellt. Auf einem Podium zum Thema Geopolitik und Friedensbildung sagte Niko Humalisto vom Felm, einem Institut für Mission und Weltverantwortung: „Das neue Testament ist ein wenig älter als das finnische Parteiensystem.“
Sehr interessiert zeigten sich die finnischen Partner:innen auch an der Arbeit der Akademien, die es in dieser Form in Finnland nicht gibt, genauso wenig wie außerschulische politische Jugendbildung – weder von kirchlichen Trägern noch von anderen. Evangelische Jugendverbandsarbeit ist jedoch auch in Finnland ein starker Teil von Kirche. So gab es viele Anknüpfungspunkte und Kooperationsmöglichkeiten, die sich lohnen im Blick zu behalten.
Organisiert und möglich gemacht wurde die Reise vom Partnerschaftsreferat am Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der EKM.
Quelle: Dr. Annika Schreiter, EAT