19.09.2011
"Wie hälts du's mit dem Abendmahl"

9. Partnerschaftskonsultation zwischen der EKM und der Autokephalen orthodoxen Kirche in Polen

Vom 12. bis 16. September 2011 fand die 9. Konsultation zwischen der EKM und der Autokephalen orthodoxen Kirche in Polen im Augustinerkloster in Gotha statt. Sechs Geistliche und Laien aus Polen und sieben Vertreterinnen und Vertreter der EKM tauschten sich über das Thema „Kunst, Liturgie und Gewänder im kirchlichen Raum“ aus. Exkursionen nach Erfurt, Mühlhausen und Eisenach vertieften und verdeutlichten die Aussagen der Referate.

Besonders aus den Begegnungen am Rande des Treffen ergaben sich zuweilen spannende Diskussionen. So kauften Priester Marcin Chyl und seine Frau Ewa in Gotha feines Mehl und erzählten, dass sie es für die Herstellung von Abendmahlsbrot benutzen werden. In vielen, insbesondere ländlichen Gemeinden wird das Abendmahlsbrot in den Pfarrhäusern hergestellt und dann jeden Sonntag bei der Feier der göttlichen Liturgie (Gottesdienst, bei der die Feier des Abendmahls immer Bestandteil ist) gebraucht. Dabei wird das Brot mit dem Abendmahlswein vermischt und dann an die Gemeinde verteilt.

So kam die Gruppe über Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Abendmahl ins Gespräch. Eine Gemeinsamkeit ist zum Beispiel, dass das Abendmahl ein Sakrament ist und in beiderlei Gestalt von den Gläubigen empfangen wird. Darüber hinaus sind in beiden Kirchen Kinder zum Abendmahl zugelassen.
Grundlegende Unterschiede bestehen darin, dass im orthodoxen Verständnis die Wandlung der Abendmahlselemente in den Leib und das Blut Christi sich vollzieht und diese Wandlung auch nach der Gottesdienstfeier bestehen bleibt. Nach evangelischem Verständnis sind die Elemente nur im Vollzug des Abendmahls Leib und Blut Christi, danach aber wieder gewöhnliches Brot und gewöhnlicher Wein. Aus diesem unterschiedlichem Verständnis ergab sich eine Diskussion über die Frage, wie mit den Elementen zu verfahren ist nach Ende des Gottesdienstes. In der orthodoxen Kirche wird ein Teil reserviert und später z.B. an Kranke verteilt. Die Reste des Abendmahls werden von den Geistlichen konsumiert. Die polnischen Gäste waren überrascht über die Vielfalt der Praxis im evangelischen Raum.

Ermutigend ist, dass wir uns trotz aller Unterschiede vereint wissen im Glauben an den dreieinigen Gott und in der Verantwortung gegenüber Gottes Welt.

Anlässlich der 10jährigen Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung wird im nächsten Jahr ein Jubiläumstreffen in Polen stattfinden.